Die Gedanken sind frei!

Wir möchten versuchen einen Einblick in unsere Gedanken zu geben, in dem wir einige Reden veröffentlichen, die zu unseren Veranstaltungen gehalten wurden.

Sehr verehrte Damen, meine Herren,

es ist mir eine besondere Freude und Ehre, die traditionelle Damenrede anlässlich der diesjährigen Schaffermahlzeit halten zu dürfen.

Ich muss allerdings gestehen, dass das Schreiben und Halten einer Damenrede in der Stellenbeschreibung eines Kapitäns eher im Kleingedruckten zu finden ist.

Genauso wie ich, haben sich vermutlich die meisten meiner Vorgänger an dieser Stelle die Frage gestellt: Woher kommt diese Tradition? Eine Antwort fand letztes Jahr Kapitän Fox. Er sagte, die Tradition einer Damenrede ginge vermutlich auf den spätmittelalterlichen Brauch der Minnerede zurück. Bis ins 15. Jahrhundert, also etwa 100 Jahre vor Gründung von Haus Seefahrt, wurden die Damen und die Minne, das mittelhochdeutsche Wort für Liebe, meist in Reimform gepriesen. Eine der bedeutendsten Reden aus dem 14. Jahrhundert umfasste beindruckende 2500 Verse.

Wir Männer wissen also schon lange, dass Frauen ein durchaus abendfüllendes Thema sein können. Irgendwann später kamen dann noch Fußball und Autos dazu.

In Anbetracht dieser Wortgewalt bekommt der Lack der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Frauen über einen größeren Wortschatz als Männer verfügen, vielleicht einen kleinen Kratzer.

Nach der Grundlagenforschung ging ich auf die Suche nach einem ansprechenden Thema.

Ich hätte es mir einfach machen und mich auf den hinlänglich bekannten Satz „Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau!“ zurückziehen können. Doch all die oft erzählten Geschichten von den selbstständigen Seemannsfrauen die zuhause die Geschicke der Familien lenkten, während die Männer zur See fuhren oder den Frauen, die ihren in Wirtschaft oder Politikerfolgreichen Männern den nötigen Rückhalt gaben, sind längst nicht mehr zeitgemäß und von der gesellschaftlichen Entwicklung weit überholt.

1966 sang der bekannte Soulsänger James Brown noch: „It’s a Man’s Man’s Man’s World”
Wie wir in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise beobachten konnten, haben aber immer mehr Frauen durch Kompetenz, Fleiß und die nötige Beharrlichkeit ihren Platz in dieser Man’s World gefunden.

Als Beispiel möchte ich hier Barbara Massing erwähnen. Sie war nicht nur die erste deutsche Frau, die als Kapitän ein großes Containerschiff kommandierte, sie war auch das erste weibliche Mitglied im Haus Seefahrt. Allein dadurch hätte eigentlich die unsägliche Debatte, dass Haus Seefahrt eine reine Männergesellschaft sei, damals schon beendet sein müssen.

Letztes Jahr war sie der erste weibliche Kapitänsschaffer.
Sie wundern sich vielleicht über meine Wortwahl, Kapitän und Schaffer. Aber genauso hat sich Frau Massing immer selbst bezeichnet. Leider starb sie unerwartet und viel zu früh im letzten Jahr.

Inzwischen sind weitere weibliche Kapitäne im Haus Seefahrt aufgenommen worden und ich freue mich schon sehr darauf, wenn sie in den kommenden Jahren als Kapitänsschaffer ihren kaufmännischen Schaffern zur Seite stehen.

Im ganz normalen täglichen Leben können wir immer mehr Frauen erleben, die Handwerksbetriebe oder Dienstleistungsunternehmen erfolgreich führen. Und in den Medien sehen wir täglich Frauen, die überall auf der Welt in der Politik und der Wirtschaft in führenden Positionen beweisen, dass es eben nicht mehr eine reine Man’s World ist, in der wir heute leben.

In Anbetracht dieser gesellschaftlichen Entwicklung, sei hier die Frage erlaubt, ob eine Damenrede überhaupt noch zeitgemäß ist. Wollen Frauen noch eine Damenrede? Eine Lobhudelei ihrer Tugenden, wünschen sich die Damen sicherlich nicht. Aber die ehrliche Anerkennung ihrer Leistungen und Talente, sei es im gesellschaftlichen, unternehmerischen oder zwischenmenschlichen Bereich ist gewiss angebracht. Wobei das durchaus öfters geschehen dürfte, und ein ehrlich gemeintes Kompliment kommt wohl auch immer noch gut bei den Damen an.

Ich war aber auf der Suche nach einem anderen Aspekt, einem Blickwinkel, der nicht die Damen hier und die Herren dort betrachtet, sondern das Verhältnis der beiden zueinander anschaut.

Bei meiner Recherche stolperte ich über einen Cartoon. Auf dieser Zeichnung ist im Vordergrund, breitgrinsend, eine lustige Comicfigur zu sehen. Etwas im Hintergrund sieht man eine weitere dieser Figuren. Ein Blümchenkleid und eine Doris-Day-Frisur sollen diese als weibliches Exemplar identifizieren. Ihr Blick ist gen Himmel gerichtet.

Darunter steht der Satz, den ich zu Beginn bemühte, in einer leicht abgewandelten Formulierung: „Hinter jedem lustigen Mann steht eine Frau, die ihre Augen verdreht!“
Hier erfährt die Position der Frau im Hintergrund eine ganz andere Deutung.

Dies kam mir seltsam vertraut vor. Ich weiß, ich begebe mich hier gerade auf ein beziehungstechnisches Minenfeld.
Der Verfasser dieses Ausspruches scheint wohl auch die Beobachtung gemacht zu haben, dass diese Reaktion von Frauen auf Witze oder Späße ihrer männlichen Partner öfters vorkommt. Und ein Blick hier in die Runde und die Reaktion einiger Herren, unterstützt mich in meiner These.

Ich stellte eigene Beobachtungen an und kam zu folgender Erkenntnis: Anscheinend kommt dieses Verhalten fast nur bei sich nahestehenden Partnern vor. Fremde Frauen reagierten selten in der geschilderten Weise. Die beschriebene Reaktion verlangt also eine gewisse Vertrautheit.

Nun, der nach oben gerichtete Blick lässt viele verschiedene Interpretationen zu, genervt, gelangweilt, peinlich berührt oder auch belustigt: „Er nun wieder!“. Also könnte es zum Beispiel sein, dass eine Frau die Witze oder Späße ihres Mannes schon viel zu oft ertragen musste, sodass sie sie nun wirklich nicht mehr lustig finden kann.

Oder haben Frauen vielleicht gar keinen Humor, so wie es ihnen häufig nachgesagt wird?

Die Krimiautorin Donna Leon wusste es besser. Sie sagte: „Sehen Sie sich um! Die meisten Ehemänner sind der beste Beweis, dass Frauen Humor haben.“

Ich bin einer dieser Beweise.

Ich denke, Frauen haben nur einfach einen anderen Sinn für Humor.

Ich sagte eben, dass der nach oben gerichtete Blick viele Interpretationen zuließe. Er zeigt allerdings auch in besonderem Maße Toleranz, Geduld, Nachsicht und Liebe, womit sich der Kreis zur anfangs erwähnten Minne schließt. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass sich unsere Frauen nicht von uns abwenden, sondern wie in dem Cartoon weiter hinter uns und zu uns stehen.

Ich möchte allen Damen für Ihre Toleranz, Geduld und Nachsicht mit uns lustigen Männern danken.

Ihnen allen danke ich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und bitte nun die Herren, sich zu Ehren unserer Damen zu erheben. Auf unsere Damen ein dreifaches…

 

 

 

es ist mir eine besondere Freude und Ehre, die traditionelle Damenrede anlässlich der diesjährigen Schaffermahlzeit halten zu dürfen.
Ich muss allerdings gestehen, dass das Schreiben und Halten einer Damenrede in der Stellenbeschreibung eines Kapitäns eher im Kleingedruckten zu finden ist.
Genauso wie ich, haben sich vermutlich die meisten meiner Vorgänger an dieser Stelle die Frage gestellt: Woher kommt diese Tradition? Eine Antwort fand letztes Jahr Kapitän Fox. Er sagte, die Tradition einer Damenrede ginge vermutlich auf den spätmittelalterlichen Brauch der Minnerede zurück. Bis ins 15. Jahrhundert, also etwa 100 Jahre vor Gründung von Haus Seefahrt, wurden die Damen und die Minne, das mittelhochdeutsche Wort für Liebe, meist in Reimform gepriesen. Eine der bedeutendsten Reden aus dem 14. Jahrhundert umfasste beindruckende 2500 Verse.
Wir Männer wissen also schon lange, dass Frauen ein durchaus abendfüllendes Thema sein können. Irgendwann später kamen dann noch Fußball und Autos dazu.
In Anbetracht dieser Wortgewalt bekommt der Lack der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Frauen über einen größeren Wortschatz als Männer verfügen, vielleicht einen kleinen Kratzer.
Nach der Grundlagenforschung ging ich auf die Suche nach einem ansprechenden Thema.
Ich hätte es mir einfach machen und mich auf den hinlänglich bekannten Satz „Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau!“ zurückziehen können. Doch all die oft erzählten Geschichten von den selbstständigen Seemannsfrauen die zuhause die Geschicke der Familien lenkten, während die Männer zur See fuhren oder den Frauen, die ihren in Wirtschaft oder Politikerfolgreichen Männern den nötigen Rückhalt gaben, sind längst nicht mehr zeitgemäß und von der gesellschaftlichen Entwicklung weit überholt.
1966 sang der bekannte Soulsänger James Brown noch: „It’s a Man’s Man’s Man’s World”
Wie wir in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise beobachten konnten, haben aber immer mehr Frauen durch Kompetenz, Fleiß und die nötige Beharrlichkeit ihren Platz in dieser Man’s World gefunden.
Als Beispiel möchte ich hier Barbara Massing erwähnen. Sie war nicht nur die erste deutsche Frau, die als Kapitän ein großes Containerschiff kommandierte, sie war auch das erste weibliche Mitglied im Haus Seefahrt. Allein dadurch hätte eigentlich die unsägliche Debatte, dass Haus Seefahrt eine reine Männergesellschaft sei, damals schon beendet sein müssen.
Letztes Jahr war sie der erste weibliche Kapitänsschaffer.
Sie wundern sich vielleicht über meine Wortwahl, Kapitän und Schaffer. Aber genauso hat sich Frau Massing immer selbst bezeichnet. Leider starb sie unerwartet und viel zu früh im letzten Jahr.
Inzwischen sind weitere weibliche Kapitäne im Haus Seefahrt aufgenommen worden und ich freue mich schon sehr darauf, wenn sie in den kommenden Jahren als Kapitänsschaffer ihren kaufmännischen Schaffern zur Seite stehen.
Im ganz normalen täglichen Leben können wir immer mehr Frauen erleben, die Handwerksbetriebe oder Dienstleistungsunternehmen erfolgreich führen. Und in den Medien sehen wir täglich Frauen, die überall auf der Welt in der Politik und der Wirtschaft in führenden Positionen beweisen, dass es eben nicht mehr eine reine Man’s World ist, in der wir heute leben.
In Anbetracht dieser gesellschaftlichen Entwicklung, sei hier die Frage erlaubt, ob eine Damenrede überhaupt noch zeitgemäß ist. Wollen Frauen noch eine Damenrede? Eine Lobhudelei ihrer Tugenden, wünschen sich die Damen sicherlich nicht. Aber die ehrliche Anerkennung ihrer Leistungen und Talente, sei es im gesellschaftlichen, unternehmerischen oder zwischenmenschlichen Bereich ist gewiss angebracht. Wobei das durchaus öfters geschehen dürfte, und ein ehrlich gemeintes Kompliment kommt wohl auch immer noch gut bei den Damen an.
Ich war aber auf der Suche nach einem anderen Aspekt, einem Blickwinkel, der nicht die Damen hier und die Herren dort betrachtet, sondern das Verhältnis der beiden zueinander anschaut.
Bei meiner Recherche stolperte ich über einen Cartoon. Auf dieser Zeichnung ist im Vordergrund, breitgrinsend, eine lustige Comicfigur zu sehen. Etwas im Hintergrund sieht man eine weitere dieser Figuren. Ein Blümchenkleid und eine Doris-Day-Frisur sollen diese als weibliches Exemplar identifizieren. Ihr Blick ist gen Himmel gerichtet.
Darunter steht der Satz, den ich zu Beginn bemühte, in einer leicht abgewandelten Formulierung: „Hinter jedem lustigen Mann steht eine Frau, die ihre Augen verdreht!“
Hier erfährt die Position der Frau im Hintergrund eine ganz andere Deutung.
Dies kam mir seltsam vertraut vor. Ich weiß, ich begebe mich hier gerade auf ein beziehungstechnisches Minenfeld.
Der Verfasser dieses Ausspruches scheint wohl auch die Beobachtung gemacht zu haben, dass diese Reaktion von Frauen auf Witze oder Späße ihrer männlichen Partner öfters vorkommt. Und ein Blick hier in die Runde und die Reaktion einiger Herren, unterstützt mich in meiner These.
Ich stellte eigene Beobachtungen an und kam zu folgender Erkenntnis: Anscheinend kommt dieses Verhalten fast nur bei sich nahestehenden Partnern vor. Fremde Frauen reagierten selten in der geschilderten Weise. Die beschriebene Reaktion verlangt also eine gewisse Vertrautheit.
Nun, der nach oben gerichtete Blick lässt viele verschiedene Interpretationen zu, genervt, gelangweilt, peinlich berührt oder auch belustigt: „Er nun wieder!“. Also könnte es zum Beispiel sein, dass eine Frau die Witze oder Späße ihres Mannes schon viel zu oft ertragen musste, sodass sie sie nun wirklich nicht mehr lustig finden kann.
Oder haben Frauen vielleicht gar keinen Humor, so wie es ihnen häufig nachgesagt wird?
Die Krimiautorin Donna Leon wusste es besser. Sie sagte: „Sehen Sie sich um! Die meisten Ehemänner sind der beste Beweis, dass Frauen Humor haben.“
Ich bin einer dieser Beweise.
Ich denke, Frauen haben nur einfach einen anderen Sinn für Humor.
Ich sagte eben, dass der nach oben gerichtete Blick viele Interpretationen zuließe. Er zeigt allerdings auch in besonderem Maße Toleranz, Geduld, Nachsicht und Liebe, womit sich der Kreis zur anfangs erwähnten Minne schließt. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass sich unsere Frauen nicht von uns abwenden, sondern wie in dem Cartoon weiter hinter uns und zu uns stehen.
Ich möchte allen Damen für Ihre Toleranz, Geduld und Nachsicht mit uns lustigen Männern danken.
Ihnen allen danke ich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und bitte nun die Herren, sich zu Ehren unserer Damen zu erheben. Auf unsere Damen ein dreifaches…

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